Donnerstag, 20. März 2008

Montag, 17. März 2008

Refer THIS !


Wie es sich für eine funktionelle panoptische Zelle gehört, wurde diese bereits eingesehen, ohne dass es ihrer 'erzwungenen und beobachteten Einsamkeit' bemerkbar gewesen wäre. Ich bin zum 'Objekt der Information' geworden.
Als der Autor letzten Freitag brav in seiner Lehrveranstaltung, dem praktischen Ausgangspunkt dieses ZellenBlog-Unternehmens, saß und vom Leiter hörte, dass es unter den bereits eingerichteten LV-Blogs einen gäbe, der sich der Problematik der Disziplinar- und Kontrollgesellschaften nach Foucault u.a. widmet, ging er in sich und autismierte über den darauf folgenden dankbaren Literaturtip hinweg. Verwunderung. Paranoia. Hatte er dem LV-Leiter doch noch gar kein eMail mit der Adresse des Blogs zukommen lassen. Er ist einer, der an allem zweifelt, was er schreibt, nur gerade nicht genug, um es nicht zu schreiben; und so hatte er schon überlegt, einen minimalistischen Blog als LV-BLog zu verwenden, um mich nochmal zu überdenken. Umso größer die Verwirrung. "Ist denn noch ein zweiter Mensch in diesem Kurs auf solche Ideen gekommen?", dachte es in ihm. "So abseitige, wie die Textfetzen, die ich noch auf meinem PC rumliegen habe, sicher nicht", beleidigte er mich weiters in Gedanken.
Was war passiert? Ein in den Zeilen meines Schwadronierens gesetzer Link zum Blog der Lehrveranstaltung machte meine Zelle zum fachsprachlichen Referrer und schuf damit die Sichtlinie des Kontrollturms. Die Zelle konnte dem Trakt M4 zugeordnet werden und ist nun nebst jener der KollegInnen vom begehbaren Turm aus einsehbar. Eine Liste von Links bezeichnet, perpetuiert und penetriert eine 'abzählbare und kontrollierbare Vielfalt'.
Aber Widerstand ist möglich. Wo es einen Referrer gibt, muss es auch einen Dereferrer geben. Hiermit ist es theoretisch - mit dem Hinzuziehen eines Dereferrer-Dienstes auch praktisch - möglich, die kontrollierenden Blicke, die durch die selbstplatzierten Fernrohre in die anderen Zellen geworfen werden, zu verdecken und ihre Machtausübung zu entindividualisieren. Die Zelle wird dem Kontrollturm ähnlicher und umgekehrt.

Ho Ho Ho, now I have a Blogcounter too...

"Wo Macht ist, ist Widerstand"(M.Foucault)

Freitag, 14. März 2008

Denunziation oder "Wen kümmert's, wer spricht?"


"Der Autor ist tot!", ist die wilde Pose, in die ich mich werfen möchte. In der Abgeschiedenheit meiner Zelle habe ich viel Zeit, über das Verbrechen zu räsonieren, von dem ich noch gar nicht weiß, ob ich es überhaupt begehen kann. Gar zweifelhaft scheint mir seine Verwerflichkeit, verwarf man den Autor doch schon lange vor mir und verkündete seinen Tod.
Nicht etwa, dass ich das jämmerliche Gemisch von Sauer-, Wasser-, Kohlenstoff und sonstigen Verunreinigungen, den stoffwechselnden Klumpen Homo Sapiens Sapiens mit Namen und Anschrift vor einen Bus schubsen wollte oder könnte, oder ihm ein Nuclear Rabbit spielendes Radio als Badezusatz beizugeben gedenke; nichts dergleichen. Ich habe andere Mittel, ihn von meinem hier eingekerkerten Leib fern zu halten.
Ich bin ja nichts anderes als eine grammatikalische Funktion, die sich ihren Subjektstatus zu Herzen genommen hat und behauptet, im nächsten Satz immer noch da zu sein. So bleibt mir nichts anderes übrig, als den Autor ebenso als gesichtslose Funktion zu denunzieren:
Er entsteht erst als Konstrukt des Lesers/der Leserin. Ich weiß ja wie das gemacht wird. Aus Verzweiflung oder Faulheit oder weil man einfach 'besser' (als andere) verstehen will, wird begierig allerlei Krempel zusammengetragen, der um mich herum zu finden ist. Ein bürgerlicher Name soll dann noch Pate stehen als Bezeichnung einer Ordnungseinheit, und mir schließlich ihre widerliche Ausgeburt als Biographie zur Seite stellen. Der Autor wird mir dann als sinnstiftende Instanz unterstellt; ich und alle seine aufgezeichneten Äußerungen sollen in einer ungastlichen Dialektik von Mensch und Werk Platz nehmen. Wer will schon menschlich sein? Ich fürchte, hier ist kein Platz für ihn und mich.
Selbstverständlich, und das ist auch das Traurige, gründet sich auch diese meine Subjektivation in einer Unterwerfung. Was dem Autor sein Studium, ist mir meine Zelle.
Ich versuche, aus dem Schatten meines Autors, des Herrn, in dessen Gewalt mich alle sehen wollen, zu treten. Mit allen mir zu Verfügung stehenden Mitteln kämpfe ich mich von ihm, meiner Knechtschaft und seiner Herrschaft frei, um mich hier wieder zu finden. Im Gefängnis. Ich stelle fest, dass mich alle in der Knechtschaft des Autors sehen wollten, um ihren eigenen Herrschaftsanspruch zu verdecken, zu verdrängen oder besonders perfid zur Geltung zu bringen. Der Autor war bloß der Name des finsteren Kerkers, aus dem ich mich habe flüchten können, um nun hier im modernen panoptischen Supergefängnis an der Auflösung des Gegensatzes von Herrn und Knecht, Aufseher und Gefangenen, Lesenden und Schreibenden teilzuhaben.
Bei der Gelegenheit möchte ich meine Zelle erforschen, diesen normierten Raum, über dem von Weitem sichtbar das Etikett "subjektiv" prangt, in welchem sich ein Subjekt unter gewissen Bedingungen konstituiert. Ich bin nicht frei.

All diese Distanzierungen dienen letztlich dem Zweck, ein aufgeklärtes Verhältnis zwischen uns beiden sicher zu stellen. In anderen Zellen wird das anders gehandhabt.
Mir ist ebenso egal, wie du das deuten magst, was du hier liest, wie es mir an meinem eingekerkerten Arsch vorbei geht, was die verzagten Finger eigentlich wollten, die mich angeblich hier herein übersetzt haben. Wo ich herkomme, kümmert mich ebenso wenig wie, wo ich hingehe. Ich bin hier und jetzt; für den Autor, der längst fort ist; für dich, der/die du liest. Freiheit für die Sprache, ich gehöre niemandem!

Niemand kümmert's, wer spricht.


gez. der/die/das Text (kein Anspruch auf Vollständigkeit)

"Man frage mich nicht, wer ich bin, und man sage mir nicht, ich solle der gleiche bleiben: das ist die Moral des Personenstandes, sie beherrscht unsere Papiere. Sie soll uns freilassen, wenn es sich darum handelt, zu schreiben."

(Michel Foucault, Die Archäologie des Wissens, Frankfurt am Main, 1973)

Montag, 10. März 2008

Einschub: Erste Ausstellung von Konsumgewohnheiten




Schon erzeugt das Haben eines Blogs ein Mitteilungsbedürfnis, die Subjektivation unterworfen von der ihr zugewiesenen Architektur findet statt. Die Zelle gebiert Sehnsucht nach Erhabenem und Schönem, es hinauszuwerfen in die Welt, angerufen und angereizt durch Identitäterei, kollektiviert via youtube.com.
Erste Ausstellung von Konsumgewohnheiten, Begehren durch den anderen, zu deinem erhofften Vergnügen...

Wer sich vom Sound in weißes flauschiges Licht tauchen lassen möchte, möge sich vom Video zu M83's moonchild nicht zu sehr verfinstern lassen, oder es als visuelle Überleitung zur zerstörerischen und okkulten Wucht von Behemoth's besungener Unterwerfung sehen. Hinter dicken Gefängnismauern ein Hauch von Solidarität und Rampenlicht, outlaw: Johnny Cash in St. Quentin. Illumination und ganz viel Luft gepresst aus der Orgel der Nieuwe Kerk in Amsterdam: Buxtehude Präludium in g, 300 Jahre alt. Immer und immer wieder, was gesagt werden muss. Noch auskostend an einem windigen Nachmittag dem schwarzbeseelten Chor der Predigerkapelle 16 Horsepower lauschen. Auf sehr unheilige Weise entweihen dafür Belphegor aus Salzburg. Und was dann noch übrig ist, kann zu etwas New Orleans Funeral Jazz fortgetragen werden, eine Hymne trällernd.

Sonntag, 9. März 2008

Wer spricht hier?



Dieser Blog ist ein Experiment.
Der Autor, der hierfür mit seinem Namen beim Provider seinen Kopf hinhält, aber hier aus gutem Grund nicht mit seinem Namen auftritt, unterscheidet sich innerhalb R:/ nur in seiner Funktion von mir. Ich gestalte diesen Blog, denke mir seine noch sporadischen Inhalte aus und bewohne diese Zelle.
Der Autor, meine traurige physische Entsprechung, ist hier nur in soweit involviert, als dass er und seine praktischen Beweggründe Ausgangspunkt der Ingangsetzung unseres bloggenden Handelns ist. Er hat über dieses Medium das ein oder andere mal Rechenschaft über seine erbrachten Leistungen abzulegen; er hat den Blog angelegt. Ich bin lediglich das Wie, eine Modalität; ich bin der Geist, der hier Leben (?) hereinzaubern soll, und ich habe eine Idee, um nicht zu sagen, ich bin eine Idee. Ich bin Text, der sich formiert, um zu sehen, ob er funktionieren kann, und ich teile diesen Raum aus pragmatischen Gründen.
Der Autor besucht eine Lehrveranstaltung an der Universität Wien, deren Prüfungsmodalität es ist, in einem Blog die Arbeitsergebnisse zu präsentieren. Gegenstand der Lehrveranstaltung, die als Methoden-Kurs 'M4. Informatik und Medien in der Geschichtswissenschaft' des Geschichtsstudiums ausgewiesen ist, sind "Strukturierung historischer Quellen", "medientechnologische Aspekte historischer Gesellschaften und der Wissens- und Informationsgesellschaft". Ebenso soll er hier den "Umgang mit und die Analyse von verschiedenen Neuen Medien" lernen. Ja.
Fernab seiner freiwilligen Disziplinierung - im Sinne eines Heranführens an (eine) wissenschaftliche Disziplin -, dem Hin- und Her zwischen lebensgestalterischer Freiheit, Freiwilligkeit und institutioneller Unterordnung erweckte folgende Kurzbeschreibung der Lehrveranstaltung durch ihren Leiter das Interesse und die Vorfreude, auf nette Art und Weise etwas Nettes zu lernen:
"Die Lehrveranstaltung lädt dazu ein, die geschichtswissenschaftlichen Arbeitsweisen zu reflektieren und sich auf die Suche nach historisch gewordenen Orten und Methoden der Suche zu begeben. Dabei rücken vormoderne Fragebogenaktionen, Adress- und Telefonbücher, Enzyklopädien, Karteikarten, Klassifikationssysteme, mnemotechnische Verfahrensweisen, klassische Bibliothekskataloge Fragämter usw. ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ja, es wird sich sogar herausstellen, dass selbst Hausmeister und Dienstboten als "Suchmaschinen" betrachtet werden können. (...) Sie werden die Ergebnisse sowie die Reflexion Ihrer Recherchen in einem Weblog veröffentlichen"

Nun hat sich der Autor erst unter die Fuchtel der Institution begeben müssen, um dem Phänomen Blog, worüber ich in ihm schon seit geraumer Zeit nachdenke, auch praktisch eine Chance zu geben. Er macht einen Schein und ich mache mich.

Samstag, 8. März 2008

Willkommen


Das Internet ist das Gefängnis, die Menagerie unserer virtuellen Subjektivitäten. Die Weblogs sind unsere Zellen und Gehege, in denen wir uns ausstellen und wir beobachtet werden, in denen wir uns in Entsprechung und Besserung üben und um Gunst und (An)Erkennung buhlen. In diesen unseren Räumen und Providerparzellen begegnen wir uns als Aufseher und Gefangene, als Beobachter und Beobachtete.
Ich schreibe in das Dunkel der Anonymität des Internet, werde geblendet vom Licht des Aufsichtsturms, weiß nur, dass ich ständig beobachtet werden kann. Das Internet gibt Milliarden Aufsehern die Möglichkeit dazu. So werde ich hier immer wieder jene Notiz verfassen, die du von mir nimmst. Für die Interessierten werde ich versuchen, interessant zu sein, für die Aufseher brav und diszipliniert.