Dienstag, 21. April 2009

M4-Übungsaufgabe VIII - Referenzwerke

Nachdem sich ja - wie aus den vorangegangen Postings ersichtlich - schon eine kleine und feine Bibliographie zum gewählten Thema ergeben hat, nichtzuletzt jene Edition der 'Politischen Anmerkungen' sowie jenes Werk zur Seelenkonskription, deren Lektüre mich wahrscheinlich noch vor oder während einer weiteren Recherche beschäftigt und vielleicht den Einstieg, den die Referenzwerke bieten sollen, geschaffen hätte, wußte ich nicht so recht, was ich in breitmaschigen Enzyklopädien suchen sollte. Allerdings gefiel mir die Enzyklopädie der Neuzeit beim ersten Durchblättern, wegen ihrer kulturwissenschaftlichen Ausrichtung, und auch weil ich den Herausgeber Friedrich Jäger mit ähnlich-germanophil lautendem Siegfried Jäger, einem Foucault-Exegeten, verwechselte.
'Zensus', 'Volkszählung', 'Seelenkonskription' fielen aufgrund der alphabetischen Reihenfolge als Schlagworte aus, aber unter 'Bevölkerung' und desweiteren '-diskurse', '-politik', '-statistik', '-bewegung' und '-wissenschaft' wurde ich fündig.
Was habe ich gefunden? 1. Hinweise auf die strategisch-politisch-ökonomischen Kalküle der Technologie des Menschenzählens und -ordnens im historischen Kontext. 2. Mit dem Hinweis auf Malthus, welchem ein weiterer Eintrag in selbiger Enzyklopädie unter 'Malthusianismus' gewidmet ist, einen impliziten Querverweis auf Fouaults Beschreibung der Biopolitik: Malthus behauptet ein Bevölkerungswachstum, welches die nationale Nahrungsmittelproduktion übersteigt, empfiehlt ein bevölkerungspolitisches Reglement sowie einen Abbau der Armenfürsorge und wird in diesem Eintrag mit dem Vorschlag "sterben-lassen" ("laisser mourir") des Bevölkerungsüberschusses zitiert. Die Schwelle zum biopolitischen Zeitalter beschreibt Foucault als die Verschiebung der Macht des Souveräns "sterben zu machen" und "leben zu lassen" zur Macht "leben zu machen" und "sterben zu lassen".
Hier könnte es weitergehen, auch wenn das vielleicht ein Verfransen und Ausscheren aus der Themenvorgabe bedeutet. Doch eine nette Leistung einer Referenzwerkrecherche.
Im Vergleich dazu liest sich der Eintrag zu "Bevölkerungspolitik" im 'Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte' - für meine Augen - eher mager und handelt von habsburgerisch-souveränen konkreten Verteilungen von Bevölkerungsgruppen am Territorium.
Um die Suche doch noch konkreter in Richtung Habsburgermonarchie gehen zu lassen, habe ich noch das Monumental-Austriaka-Ding Österreichische Geschichte, herausgegeben von Herwig Wolfram, konsultiert. Dort finde ich einen quadratisch-praktisch-guten Artikel von Karl Vocelka zum "Beginn des statistischen Zeitalters" und in der Bibliographie dazu Werke, die ich noch nicht kannte, mir aber leider nicht aufgeschrieben habe.
Staunte kurz über die unerhörte Aneinanderreihung von Tabellen und Zahlen, die Untertanen oder Bürger repräsentieren, in Mitchell's 'European Statistics 1750-1970', die dem Google-Treffer Nr.1 entsprechend in Austrialien wohl recht beliebt ist. Doch die ersten Daten über Österreichs Menschleinmassen stammen dort erst aus dem 19. Jahrhundert.
'Census' bescherte mir dann noch in der 'Encyclopedia of the early modern world - europe 1450 1789' einen brauchbaren Treffer: ein Eintrag mit Überblick über die historische Einführung von Census-Maßnahmen in verschiedenen europäischen Herrschaften. In Italien beginnt man damit bereits im Mittelalter und bis zum Ende des 18. Jahrhunderts mausert es sich zum "essential tool of government".
Ich hätte es lassen sollen, nach 'Volkszählung' in den Geschichtlichen Grundbegriffen, herausgegeben von u.a. Otto Brunner, zu suchen. Der Aufbau des Stichwortkatalogs zwingt mich seitenweise Wortkombinationen mit Volk- aus dem geistig-ideologischen Wissenschaftserbausfluss eines mehr als zu umstreitenden Ahnsherrn der deutschsprachigen Sozialgeschichte durchzurattern. Da kriegt man gleich Lust, in brauner Uniform den IfÖG-Direktor zu machen. Man möge mich verfluchen.

Die Recherche ist zu Ende. Würde noch gerne das Treppenfahrzeug den Bücherwänden der Fachbibliothek entlang reiten, doch für heute ist es genug. Die Enzyklopädie der Neuzeit werde ich im Auge behalten. Die Lehrveranstaltung war - auch aus einer gewissen Ferne betrachtet - sehr gut, nichtzuletzt weil sie dem Autor die Möglichkeit bot, zu spinnen.

Beste Grüße aus der Zelle,

Desperado, oh, you ain't gettin' no younger
Your pain and your hunger, they're drivin' you home
And freedom, oh freedom well, that's just some people talkin'
Your prison is walking through this world all alone
(Desperado, The Eagles)

Freitag, 4. Juli 2008

M4-Übungsaufgabe X: Netzwerke und Diskussionslisten








Hollerith/Dehomag/IBM für Zensus und KZ
Fotoquelle: jewishvirtuallibrary.org



"Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen."

Zunächst ist einmal mehr ein homer'sches "D'oh!" zu artikulieren, da ich erst zu diesem späten Zeitpunkt bei der Suche in H-Soz-Kult auf ein sehr viel versprechendes Werk gestossen bin:
Lars Behrisch (Hrsg.), Vermessen, Zählen, Berechnen. Die politische Ordnung des Raums im 18. Jahrhundert. Historische Politikforschung 6 (Frankfurt a. M. /2006)

Hier ist auch wieder mein ständiger Wegbegleiter : ), was die "politischen Anmerkungen" betrifft, enthalten und weitere Aufsätze, die breite Anschauung verschiedenster Aspekte und kritische Auseinandersetzung mit altbackender historischer Demographie verheissen. Selbige Hülfswissenschaft geistert auch noch in Tagungsberichten herum; FFFFFFFFFFFertilitätsrate, Geburten - und Todesziffern und ihre ""Gottgegebenheit" vor der Verbreitung der Empfängnisverhütung" lassen grüßen.
Die Suche auf "Demographie" ausweitend finden sich kritische Beiträge (Tagungsberichte und Rezensionen) zur Rolle der Demographie im Nationalsozialismus, z.B. zur institutionellen Verflechtung eugenischer Natur. Ebenso auf H-Net. Dabei drängt sich der Gedanke nach einem historischen Längsschnitt der Regierungsrationalitäten in Beziehung zum Potential des Datenmaterials (u.u.) auf. Dass die Geschichtswissenschaft so intensiv die Demographie des Nationalsozialismus untersucht, mag wohl an der Deutlichkeit jenes Potentials liegen, wie sie im industriellen Genozid zum Ausdruck kommt. Der Exzess der Disziplinar- und Biomächte, der selbsterklärte Ausnahmezustand der Nationalsozialisten verweisen auf die stillen Ordnungen der Körper und Seelen, wie sie modifiziert und fortgeschrieben werden, seitdem der Souverän zählt.

Desweiteren finde ich hier eine interessante englischsprachige Rezension eines deutschsprachigen Beitrags zur angewandten Statistik, der mir neu erscheint. D'oh! D'oh!

Besonders angeturnt bin ich von der Artikelvorschau bei den Suchergebnissen auf H-Net, die kleine, den Suchbegriff beinhaltende Satzfetzen aus dem Artikel heraussprengt und unter seinem Titel anzeigt.
Alles in allem erweisen sich diese Netzwerke stets als aktuell und überaus praktisch, weil die Rezensionen viel verraten. Ich finde z.T. die selben Werke, die mir bereits die Bibliothekskataloge auswarfen, nun ausführlich rezensiert. Und bleib picken.
Wie Gott will, konnte ich auch eine fruchtbare, um nicht zu sagen: fertile, Diskussionsliste zu Demographic History finden. Und Weihnachtliches von der Jesusforschung (sic!) gibts in der Diskussion "Überlegungen zum Zensus des Quirinius"

Freitag, 20. Juni 2008

M4-Übungsaufgabe IX: Google vs. Datenbanken

Google hat mir bereits blitzschnell die Angabe der Quellenedition der Politischen Anmerkungen bereitgestellt, nachdem mich eine Fußnote in Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen von ihrer Existenz informierte. Ebenso Rezensionen zur Edition sowie via Volltextsuche via - guess who - google-books ein Aufsatz des zweiten Herausgebers besagter Edition stechen ins Auge. (Michael Hochedlinger, Rekrutierung - Militarisierung - Modernisierung. Militär und ländliche Gesellschaft in der Habsburgermonarchie im Zeitalter des Aufgeklärten Absolutismus; In: Stefan Kroll/Kersten Krüger (Hrsg.), Militär und ländliche gesellschaft in der frühen Neuzeit [2000]). Man merkt bereits, wie eng exklusivere Begriffe mit den Namen der WissenschaftlerInnen verknüpft sind. So kann ich also einige Volltreffer verbuchen, von denen ausgehend (Anmerkungen, Fußnoten) weiter gesucht werden kann. Mit "Volkszählung+Habsburger" finden sich noch Treffer in sehr breiten Kontexten, die noch genauer einzusehen wären, wohl aber bruchstückhaft bleiben werden. Ansonsten fransen die Google-Ergebnisse ins Unbrauchbare aus.
In den Datenbanken lauert dafür die geballte Masse an Geschichtswissenschaftsgeschichte. So finden sich zu Schlagworten zum Thema "Volkszählung" und "Hofkriegsrat" vermehrt klassische sozialhistorische Werke, die einer historischen Perspektive der Bevölkerungswissenschaft folgen, Einteilungen z.B. entlang einer Ständeordnung übernehmen und die Politischen Anmerkungen eher nur als Quelle beim Wort nennen. Sie werfen die Frage auf, ob hier vom Blick der Herrschenden abstrahiert wird, und in wie weit Bevölkerung als historisches Phänomen überhaupt zugänglich ist, ohne sich auf den Blick der damals Herrschenden zu verlassen, die ihre Untertanen nach ihren Maßgaben konstruierten. Sitzen die SozialhistorikerInnen bloß an jenem Ende des Bandes, welches die Seelenkonsprition (Demographie) zwischen Untertanen und Souverän knüpft, und welches nunmehr den Habsburgern aus den entmachteten Händen geglitten ist, oder entwickeln sie eine modernere (?) Perspektive, um die vergangenen Bevölkerungen zu beherrschen? Geht das überhaupt? In einer der Rezensionen heißt es, diese Quelle verzeichne "die Stimme des kleinen Mannes". Dies macht auch klar, dass der "kleine Mann" nie ohne seinen Herrn existiert.

M4 - Übungsaufgabe VII - Bibliothek der Zukunft




Der derzeitige Stand der Dinge zur Novellierung des Universitätsgesetztes inspiriert eher dazu, an dieser Stelle Dystopien zu entwerfen. Diesbezüglich ist es wohl lohnender, die Universität als Ausschlußregime zu denken. Die Damen und Herren in den Minister- und sonstigen Staatsdienerrängen haben längst wieder damit begonnen und sind in verschworen vampirischer Art und Weise übereinkünftig, uns nicht die gleichen üppigen Bildungsstandards zu gönnen wie sie ihnen seinerzeit gegönnt worden sind. Die fetten Jahre seien vorbei, rülpst's gurgelnd überfressen aus der Loge.
Die "Bologna"-genannte Pauperisierung unserer Studienpläne unter dem Diktum neoliberaler Bildungsentpolitik, getragen von willfähriger Exekution mono-aristo-kratischer Eliten und ihrer VasallInnen, ist nur ein weiteres Instrument, als unökonomisch verkanntes Bildungsbegehren zu unterdrücken und - wenn schon, denn schon - möglichst kostengünstig gewähren zu lassen; die Studimassen brauchen nicht mehr zu wissen als ein Bachelor, als ein Junggeselle: sich ein bißchen mit sinnlosen Überblicksprüfungen quälen, um den Status zu rechtfertigen, und dafür ausdauernd konsumieren auf der Party, die Werbe- und Eventindustrie für ihn gibt. Jenes bunte Gesäusel wird sogar noch von Ösilands PolitikerdarstellerInnen übertroffen: Zu Studiengebühren, die eigentlich "Beitrag" heißen sollten, gesellen sich nun wieder neue Zugangsbeschränkungen, die "qualitativ" heißen wollen. Quoten werden hochgehalten, wo die Mitbestimmung ohnehin längst abgeschafft worden ist. Die einzige Scheiße, die größer ist, als jene, die uns passiert, ist die, mit der sie uns erklärt wird.
Hoppla. Also an der Bibliothek der Zukunft werden sich wohl weniger Studierende tummeln, man muss sie also nicht mehr ausbauen und erweitern, stattdessen der Volkswirtschaft z.B. hochpotente Waffensysteme reindrücken oder Spitzen- oder Spekulationssteuern ersparen. (Es gibt viel Schönes, was man um das uns fehlende Geld kaufen kann.) Der Bestand der Bibliothek könnte sich effizient an den Standardwerken, aus denen die LV-Skripten abgeschrieben sind, orientieren. Gar Exotisches können sich die nerdigen unter den braven Studis spätestens seit der letzten großwürfigen Stipendienerhöhung um ein paar müde Euro bei Subito bestellen.
Nachdem also die Studiplage endlich von den Universitäten verbannt ist, kann sich die Spitzenforschung ihrer Spitzheit widmen. Die wenigen Wege, an denen noch Studis durchgeführt werden, erkennt man daran, dass sie von spritzig-flippigen Werbeplakaten gesäumt sind. Zu finden sicher auch an zu Skriptenausgaben umgebauten Bibliothekseingangsbereichen, die sozusagen den final frontier für die wenigen qualitativen Studis markieren. Hinter der glänzenden Fassade, wo mit einem 1A-Service-Grinsen das abgepackte Wissen überreicht wird, rumort die wissenschaftliche Klasse beim Ordnen und Verwalten ihrer kostbaren Objekte. Im Turm, wo der Odem der Exzellenz weht.
Wir wenden uns also ab von dieser ehemals ehrwürdigen Stätte und sind verstört von der sogenannten Intelligenz, wie sie mit der Macht kopuliert und fortan im Inzest ihrer eigenen Brillianz degeneriert. Wir kehren vor dem abgeschlachteten Kadaver der alten Massenmastuniversitätssau, vor den rauchenden Ruinen des finalen Kapitaltreffers und finden uns wieder in jener Welt, in der jene Kanonen regieren.
Hier sehen wir seit langem, dass Technologie mächtiger ist, als jene, die sie entwickeln und umso mehr als jene, die glauben, sie zu benutzen; und vor allem, was sie tut: technisieren. Durch die Vernunft und die Praktikabilität, die ihr innewohnt. Seitdem sich weltweite Datennetzwerke aufbauen, seitdem die Scan- und Speichertechnologie im Stande wäre, zu tun, was doch so nahe liegt, wird ein Widerspruch zwischen Demokratie/tralala Wissengesellschaft und der Zugänglichkeit von Wissen immer sichtbarer. Im Herz des Kommerz, im Internetportal eines Großkonzerns ist zu sehen, was möglich ist. Ich klicke auf Google-Books und frage mich, was den Aufwand, einen gefinkelten und flexiblen Code einzubauen, welcher bereits gescannte Seiten wieder verbirgt, wert gewesen sein muss. Urheberrecht. Der Autor will bezahlt sein, der Weg des Wissens bis zu mir auch, Wegelagerer eingeschlossen.
In der Frage dieses Widerspruchs, der mich von der Bibliothek meiner Träume trennt, wird wohl auch in Zukunft mit Lizenzen und Eigentum herumgewirtschaftelt, zur Rettung eines Wirtschaftszweigs, dessen Produktivkräfte an neuen technischen Möglichkeiten schrumpfen, vor schmerzvoller Obsoleszenz.
Ansonsten würd ich mal auf eine fortschreitende Digitalisierung der Bestände tippen. In wie weit die BenützerInnen in der Bibliothek der Zukunft überhaupt noch mit Büchern und Papier in Kontakt kommen, und ob noch andere Gründe außer nostalgische für den Erhalt selbigen Kontakts aufkommen, wäre durchaus spannend zu wissen. Dies wird wohl von der jeweiligen Exzellenz der Effizenz o.u. abhängen. Hoffentlich ist das dann wer anderes.

„I'm so bored with it all.“
(letzte Worte, Winston Churchill)

Donnerstag, 19. Juni 2008

M4 - Übungsaufgabe VI: Weitere Datenbanken

Nachdem mir die Augen übergingen als ich mit dem englischen Schlagwort "census" in Historical Abstracts über 3000 Treffer erzielte, und gleich der erste (brandneue) Eintrag sich netterweise mit der Hausnummerierung in Japan auseinandersetzte, brauchte ich die Schlagwörter bloß noch auf "census austria" zu präzisieren, um mehrere brauchbare Artikel zu finden.

Der ausgewählte Artikel ist zwar alt (1979), dennoch verspricht er zumindest vom Titel her, das Mehr an untertäniger Artikulation, welches die Untertanen ihren obrigkeitlichen Seelenschreibern zu Teil werden haben lassen, zu behandeln.

Manfred STRAKA, Die soziale und wirtschaftliche Lage der steirischen Bevölkerung im Spiegel der Seelenzählung von 1770, In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark (1979), Bd. 70; S. 5-19


Dieser Band der Zeitschrift dürfte noch nicht digital erfasst sein, ich konnte bloß jene Bände, welche ab 1992 erschienen sind, im ÖBV finden.

Freitag, 16. Mai 2008

M4 - Übungsaufgabe V - bibliographische Datenbanken



1) Die richtige Datenbank für alle, die noch immer nicht wissen, was wir heute Nacht machen, sich aber trotzdem darauf vorbereiten wollen:
CIA World Factbook
NARF!

2) Vielleicht für das gewählte Thema interessante Datenbanken:
Blackwell Synergy Journals
Credo Reference
Current Contents Connect (ISI Web of Knowledge)
Geschichte im Internet
Historical Abstracts
ÖHB - Österreichische Historische Bibliographie
BHI - British Humanities Index (CSA)
Intute / Social Sciences
JSTOR - Journal Storage


Brain: "Are you pondering what I'm pondering?"
Pinky: "I think so, Brain, but we're already naked."

Donnerstag, 15. Mai 2008

M4 - Übungsaufgabe IV




(Der Autor war jetzt drei Wochen nicht im Lande. Das Internet hat ihn zwar gesucht aber nicht gefunden. Die Zelle blieb leer. Dafür sei um Entschuldigung.
gebeten.)

1) Gewähltes Thema

Politische Anmerkungen des Hofkriegsrats, 1770/72

2) Schlagwörter und Kritik der Ergebnisse


"Hofkriegsrat" -> Werk mit einem langen Bart (1949) sowie einige "Linzer Regesten" mit dem Schlagwort in der Bandangabe, die mir eher Frage- als Ausrufungszeichen eingeben?!

"Volkszählung" + "1770" -> Werk, das vorerst alle meine Wünsche erfüllt.

Leider hätte ich die 2005 erschiene Edition zu den Quellentexten der 'Politischen Anmerkungen des Hofkriegsrates, 1771-72' (Hochedlinger, Tantner) via Österreichischem Verbundkatalog nicht gefunden. (Moloch Google hat mir im Zuge einer kleinen schmutzigen populär-ordinär-vulgären Nebenrecherche mit dem Wortlaut des Themas lt. Themenliste als Suchbegriff diese Quelle bereits kund getan.) In besagter Edition findet sich "Hofkriegsrat" nur im Nebentitel, welcher im Verbundkatalog nicht indiziert ist; der Haupttitel "... der größte Teil der Untertanen lebt elend und mühselig" (Quellenzitat) wäre beim naheliegendsten Schlagwort "Untertanen" aus 153 Einträgen herauszupopeln gewesen. Genauere und praktische Kenntnis der Logik der Indizierung im Verbundkatalog hätte mir einige Zeit erspart. Die Schlagwortketten Österreich / Sozialgeschichte 1770-1771 / Quelle sowie Österreich / Wirtschaft / Geschichte 1770-1771 / Quelle folgen also der Logik allzu klassischer historischer Disziplinen und Eingrenzungen: politische Geschichte analog zum politischen Konstrukt "Österreich" als "Nation", Territorium oder "Gesellschaft" oder was auch immer. "Sozialgeschichte" als Disziplin, die - wie auch zu diesem Thema - gerne das Band, welches die Statistik (lat.:'statisticum' ->„den Staat betreffend“) seit ihrer Erfindung zwischen Souverän und Untertanen knüpft, in die in wissenschaftlicher Unschuld gewaschenen Hände nimmt, bereits zu Zeiten des Habsburgischen aber auch zu jenen des folgenden. Dieses Band, dessen quellenmäßiger Output auch die Politischen Anmerkungen sind, verstanden als "einen – nicht nur einseitigen! – Adressierungskanal"(Tantner, Seelenkonskription, S.5), trägt auch einer progressiveren Sozialgeschichte "von unten", die also die Seiten gewechselt hat, Rechnung, und zwar als Aufzeichnung untertäniger Artikulation.
Hier scheint z.T. das Wissen um den institutionellen Apparat, dem bestimmte Themenbereiche primär zugeordnet werden können sollen, am besten noch über dessen Geschichte und jene seiner Ordnungen, für den Suchenden/die Suchende wichtiger als die Abstraktion technischer oder historischer Kontexte und daraus ableitbare Schlagwörter wie z.B. "Volkszählung", welches hier mE fehlt.
Die Politischen Anmerkungen des Hofkriegsrates, so erfreulich ihre Zugänglichkeit via gedruckter Edition auch ist, verstecken sich leider umso besser vor dem Suchenden/der Suchenden, je ferner er/sie vom ein- und ausschließenden Elfenbeinapparat Wissen schafft.

Mittwoch, 23. April 2008

M4 - Übungsaufgabe III: Idealer Bibliothekskatalog



Science Fiction? Mein idealer Bibliothekskatalog wäre zunächst ein virtueller Volltextkatalog. Er würde zwar auch über die physischen Entsprechungen des Wissens wie Bibliotheken, Archive oder anderen Forschungseinrichtungen informieren aber das nur nebenbei. Der letzte Klick auf den Texttitel führt nicht zum physischen Standort eines Druckwerks sondern direkt in den Text. Google-Books z.B. kann das längst, ist aber leider den Restriktionen der Wirtschaftsordnung unterworfen.
Mit einem feinen und ausgeklügelten System von Indizes würden sich Texte und Textteile mannigfaltig neu ordnen, suchen und finden lassen, verwaltungstechnische Parameter wie Verlag und Erscheinungsort oder die Autorenschaft würden neben andere, forschungsinteressespezifische Anordnungen treten. So könnte ein praktikables Textnetzwerk entstehen, das von den Benutzern mitgestaltet wird: Textanordnungen, wie z.B. von LehrveranstaltungsleiterInnen zusammengestellte Reader (Handapparat), könnten von usern frei gestaltet und füreinander zugänglich gemacht werden, damit weniger Räder neu erfunden werden müssen. Eine solche Flexibilisierung der Anordnungen könnte am Ende noch Interdisziplinarität nach sich ziehen.
Es würden nicht mehr die Druckwerke sondern das darin enthaltene Wissen verwaltet, gedruckt müsste nur noch werden, was man in physischer Form zum Arbeiten benötigt.
Dies alles würde zumindest für wissenschaftliche Literatur gelten. Für Quellenbestände, die in den Archiven wuchern (Akten, Korrespondenzen, Urkunden, etc.), wäre das wahrscheinlich mangels Interesse den Aufwand nicht wert. Dies würde zumindest die Exklusivität des Materials der HistorikerInnen steigern.
Frage: "Wonach soll man darin suchen können?" Antwort: Nach Wissen, nicht nach Bücherln, Wälzern oder Hefterln.

Dienstag, 22. April 2008

M4 - Übungsaufgabe II: Forschungsinstitutionen

Als Suchender aber nicht bereits großartig Eingelesener ist man leicht erschlagen von der Fülle an Forschungseinrichtungen, die via Clio und Infonet zu finden sind. Nicht unbedingt, weil z.B. die Suchfunktion wie bei Infonet gänzlich fehlt, sondern weil das Forschungsinteresse an die Grenzen der Repräsentierbarkeit lokalen Wissens stösst. Es ist oft schon schwer zu erraten, was und was nicht alles in einem Buch stehen kann, von dem man nur den Titel kennt. Das ließe sich ja noch mit Rezensionen und Kurzbeschreibungen - sofern online verfügbar - lösen. Aber was die Bezeichnung und Kurzbeschreibung einer Forschungsinstitituion alles an Themen und Wissen unter sich versammelt und versammeln könnte, macht wahrscheinlich erst die konkrete Erfahrung verständlicher. So scheint mir das Umherirren im Urwald der Forschungseinrichtungen zwar durchaus interessant - was es da nicht alles gibt - aber im Kontext einer gerade begonnen Recherche als Sisyphusarbeit. Ich würde eher erst nach einer ausgiebigen Konsultation der universitären Verbundkataloge bzw. jenes der Nationalbibliothek und mit einer differenzierteren Forschungsfrage nach weiteren Institutionen suchen.

Zur Frage der Ordnung und Zugänglichmachung von Wissen sind selbstverständlich Archive und Bibliothekskataloge per se von Interesse. Ob jetzt vor Ort autoreferentielles Wissen, also archiviertes Wissen zu Archivierung, zu finden ist, verrät mir die Datenbank nur bedingt. Zumindest der Titel vom Lesezentrum Steiermark - Institut für Bibliotheksorganisation und Bibliotheksentwicklung und Lesepädagogik spricht davon.
Speziell für unseren Lehrveranstaltungstyp M4 wurde ich hiermit fündig: History & Computing; Gesellschaft zur Förderung der Computeranwendung in der historischen Forschung und Lehre - c/o Universität Graz, Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte

@ Politische Anmerkungen des Hofkriegsrats / Zensus / Seelenkonskription
Dieses Thema würde ich zunächst in eine Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie einordnen. So wäre neben den ohnehin zahlreichen Forschungsinstutionen in Wien und Österreich, die sich mit der Geschichte der Habsburgermonarchie auseinandersetzen, allen voran das Österreichische Staatsarchiv von Interesse, nichtzuletzt wegen des Aktenbestands. In den Bereich Wissenschaftsgeschichte und -theorie würde der Aspekt der Statistik als Staatswissenschaft (Bevölkerungswissenschaft) und Herrschaftsinstrument fallen. Hier könnte abgesehen von den Wiener Instituten für Wissenschaftsforschung bzw. für Philosophie (Wissenschaftstheorie) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), vielleicht speziell am dortigen Institut für Demographie, begonnen werden.
Vielleicht würde sich bei der Österreichischen Gesellschaft für Informatikgeschichte, im Hinblick auf Informatik als "Wissenschaft von der systematischen Verarbeitung von Informationen"(Wikipedia), etwas technikgeschichtliches zum Thema finden lassen.

Dienstag, 8. April 2008

M4 - Übungsaufgabe




Wie der Titel dieses Posts schon sagt, hält nun der Pragmatismus Einzug, und ich werde als Werkzeug für den Autor gebraucht, der Rechenschaft ablegen muss, um sein jämmerliches Studium ein weiteres winzig kleines Stückchen voranzutreiben. Auch und gerade weil ich nun sagen soll, was er von Amtswegen zu sagen hat, liegt uns beiden die Distinktion am Herzen. Er ist ohnehin nicht heiß darauf, hier zu sprechen, und ich werde mir meine Zelle sicher nicht unnötig mit seinem Geschwätz vollsauen. Deshalb werde ich mich nun in die Pose des Prüfers werfen und ihn in diesem Layout einsperren und kennzeichnen, und einer Befragung unterziehen, die hoffentlich nicht so peinlich ist, dass er ins Stühlchen sinkt.

Beschreiben Sie, welche Internetanwendungen wie Weblogs oder sonstige Web 2.0-Ressourcen (StudiVZ, SecondLife, Facebook, Xing, MySpace, ...) Sie verwenden.
Weblogs zufällig durch Google, die anderen kaum.
Hm. Die Länge ihrer Antworten ist zwar Ihnen vorbehalten, tun Sie was Sie wollen. Aber... Sie sollten sich doch bemühen. Sie wissen, was das für ein Licht wirft. Ich will ja nur ihr bestes.
Ah, vielen Dank. Man stößt zwangsläufig auf Weblogs, auch wenn einem nicht oder nicht gleich auffallen muss, dass es sich um solche handelt. Bewußt benutze ich Weblogs erst seit kurzem. Als journalistoides Tool sind mir Blogs eh schon länger ein Begriff: zur Artikulation einer Gegenöffentlichkeit abseits des journalistischen Mainstreams mehr in der Theorie, leider auch als virtuelle Self-Assessment-Center für habitusgelehrige NachwuchsjournalistInnen, die sich nicht einmal bemühen, anders zu klingen, schreiben und zu denken als ihre etablierten Vorbilder, sondern ganz im Gegenteil mit ihrem vollen Namen und vollem Munde voller Vorgekäutem für sich werben.
Muss das sein? Ich geb zu, Sie sprechen auch ein bißchen aus meinem Herzen, der letzte Satz könnte von mir sein. Aber bitte lenken Sie nicht von der Fragestellung ab. Dies hier ist Prüfungssituation, kein Spaß.
OK. Tut mir sehr leid. Es hat bis dato noch kein Blog in meine Favouriten geschafft, wenngleich z.B. der Banküberfall-Blog durchaus charmant ist.
Ihrer vorigen Entgleisung kann ich entnehmen, dass sie sich zu gut sind, zu cool sind für einen Blog?
Nein. Ich hatte einen sehr persönlichen und ebenso anonymen Blog, der eine Schreibblockade zum Inhalt hatte und stimmigerweise über seinen ersten Beitrag "Intention: Eine Schreibblockade überwinden..." nicht hinaus gekommen ist.
Ach wie traurig. Die kleinste Geige der Welt spielt das traurigste Lied der Welt.
Lassen Sie uns die Schrauben noch etwas fester ziehen, und kommen wir zu den sonstigen Web 2.0-Ressourcen...
Autsch. MySpace schätze ich als Musikkatalog, in dem bekannte bis berühmte neben weniger glücklichen MusikerInnen stehen, die Musik integriert ist und die nötigsten Facts auf den ersten Blick sichtbar sind. Das kann praktisch sein, wenngleich ich meine Musik lieber ohne Bilder und Geschwätz konsumiere.
Aber Web2.0 erscheint mir generell mehr als aufgeblasene Marketing-Kategorie. Das Internet war immer ein Netzwerk, das Information und Kommunikation einschließt. "social software" ? Verdient etwas das Präfix "sozial" erst, wenn es den Anspruch hat, alle zu erfassen, und die Bedienung so einfach wie die Datensicherheit dubios ist? Apropos. Die StudiVZisierung war kaum zu übersehen. Man musste im letzten Sommersemester gar nicht oft an der Uni sein, um nicht "Bist schon im Studi-VZ?" gefragt zu werden. "Du musst dir unbedingt einen Account dort machen, weil dann können wir kommunizieren". Ich habs mir angeschaut, hat mich an diese Sorte Büchlein erinnert, die in der frühen Schulzeit die Stammbücher abgelöst hat: Foto, Körpermaße, Lieblingsessen, Lieblings-Heroturtle; oder an Partnerbörsen: Lieblingsgeschlecht, Lieblings-Romantischer Spaziergang am Strand bei Sonnenuntergang; oder an Patienten- oder Gefängnisakten einer bunten Studilebensvollzugsanstalt.

Hallohallohallo... (zieht die Stahlriemen fester) zur Sache...
(knirscht) Ich hab mir dort einen leeren Account angelegt, um mir das mal anzuschaun, und den nur etwas zu vulgärsoziologischem Voyeurismus benutzt.
Schämen Sie sich, sich zu verstecken beim Gucken! Beziehen Sie gefälligst ihre Zelle! Erst wenn alle gucken und beguckt werden, ist es fair.
Ich bin ja kein Arbeitgeber, Polizist, keine Autorität. Und überhaupt, ist das auch nicht wirklich interessant, was im StudiVZ steht. Es ist eher todlangweilig. Man fragt sich oft, ob die Werbefuzzis, durch die sich die ganzen Formulare ökonomisieren, diese vielleicht auch selbst ausgefüllt haben.
Beleidigen Sie jetzt Studi-VZ oder die Studis?
Beleidigen möchte ich niemanden, außer vielleicht es hilft. StudiVZ zeigt für mich, dass sich studentische Individualität offensichtlich ganz locker in einer Struktur artikulieren lässt, die so phantasielos ist wie die verzweifelt-verkoksteste Werbeagentur und so beschränkt wie die Perspektive einer Überwachungskamera an einer Provinztankstelle. Die Studis sehen dort aus wie jene Idioten, die die Werbeindustrie aus ihnen machen will.
Das mag nun an einer gewissen Fehlsichtigkeit meinerseits liegen, da mir sehr vieles, das seinen individuellen und subjektiven Anspruch verkündet, hochgradig totalitär vorkommt, auch und besonders da, wo es menschelt.

Sie sprechen von einer Dialektik von Diversifizierung und Homogenisierung?
Was auch immer.
Aber die Studis schreiben ihre Einträge ja selbst. Das ist Demokratie, das ist schön. Die Gefängnisakten, mit denen sie StudiVZ verglichen haben, werden von einer repressiven Autorität verfasst. Der Vergleich funktioniert nicht.
Demokratie könnte nie so langweilig sein. Die Studis füllen bloß die Form, in der sie sich artikulieren dürfen. Ausgebaute Formen jener lästigen Formulare, die man im Internet ständig ausfüllen muss, aufgepeppt mit Selbstdarstellungsfläche, bunte Karteileichen und Futter für die Werbeanthropologen. Hier bin ich Studi, hier darf ich sein. Im öffentlichen Raum obliegt die schriftliche Artiklulation den zahlenden Werbekunden, für andere herrscht in ganz Wien Plakatierverbot, auch an der Uni Wien weichen offene Plakatwände geschlossenen Kästen wie z.B. im Audimaxgang, die ebenso zur dahinexkrementierenden Werbemaschine gehören, welche noch so nett ist, während es die Flächen um ihre Konsumkörper herum kolonisiert, den Studis mit Studi-VZ Ort und adäquate Form des Sprechens zuzuweisen. Und ich denke, es gibt da nichts zu sagen.
Aber die Studis kommunizieren via Studi-VZ!
Ja, das ist ja auch schön. Nur, das konnte ich schon vorher, kommunizieren via Internet. Verzeichnen muss ich mich dazu nicht lassen. Mit der Inhaftierung in Studi-VZ zahlt man den Preis für die eigene Lahmarschigkeit und das Unvermögen, in einem Mehr an Freiheit zu kommunizieren. Aber eigentlich ist es mir wurscht.
Und im Übrigen bin ich von der Art und Weise angewidert, wie Sie sich aus dramaturgischen Gründen in die Pose des Naiven haben fallen lassen, und ich hier soviel wiederkäuen musste, was wir ja eh beide wissen.

Tut mir leid, ich hab heut kein Konzept.
Schluß damit! Weiter in der Befragung... Wie stehts mit Facebook, Xing und Second Life?
Facebook, das noooch viel bessere StudiVZ? Xing kenn ich nur von der Werbung in der U-Bahnstation, ist mir aber nur aufgefallen, weil ich es in der Lehrveranstaltung bereits gehört habe. Ja, Second Life habe ich einmal ausprobiert, aber als Computerspieler, dementsprechend die Enttäuschung. Vielleicht aus Mangel an Phantasie, vielleicht aufgrund einer kulturellen Präfiguration durch bestimmte Computerspielgenres, erschien mir Second Life wie eine Mischung aus Wirtschaftssimulation und Chat, wie ein Ego-Shooter ohne Shoot, wie dieSims nur mit "echter" menschlicher Einfalt. Die Leute suchen sich Jobs, werden selbstzufrieden und drücken sich durch ihr Styling aus. Ich folgte den Anweisungen eines Mitspielers, der einem "Mafia-Club" angehörte, um mich leider nicht in einer Verbrecherorganisation als Finsterling sondern in einem Hip-Hop-Club als Tänzer bewerbend wieder zu finden. Für den Fall, dass ich für spezielle KundInnenwünsche zu haben wäre, gab mir mein Arbeitgeber einen Penis, den ich an meinen virtuellen Sexarbeiterkörper attachen konnte. Die Vorstellung einer tanzenden männlichen Hure in einem Hip-Hop-Club fand ich durchaus witzig, auch wenn ich wirtschaftlich jämmerlich scheitern sollte, und für meine Werbungsmühen allerhöchstens mit Almosen weit unter meinem Preis vergütet wurde. Während ich dann mit einer kurzlebigen virtuellen Bekanntschaft an den Schaufenstern des virtuellen Kleiderhauses vorbeiflanierte, und sie mir zeigte, welches Kleid sie sich von ihrem virtuellen Gehalt leisten wolle, überkam mich eine ähnliche Langeweile wie beim Betrachten von StudiVZ. "Was ist, wenn das schon das höchste der Gefühle ist?", dachte es in mir und erschrak vor der Spießigkeit dessen, was man so erwartungsvoll und aufgeblasen Leben - Life, first oder second - nennt. Durch die virtuellen Einkaufszentren stapfen die virtuellen Zombies - the second living dead - und es ist eine Schande, dass man nicht auf die angemessene Art und Weise mit ihnen umgehen kann. Somebody has got to survive.
Zu einer virtuellen Ausstellung, Hochkultur oder Wissenschaft, hab ich es in meinem kurzen zweiten Leben nicht mehr geschafft, wie auch im wirklichen so oft.

Puh. Schwitz. So, das war jetzt mehr Geständnis als ich ertragen kann. Second-live ist so wie FP*-Wählen und andere Formen der Pornographie nichts, über das gesprochen werden sollte. Es ist Ihnen wohl zu bequem hier. Der Folterstuhl ist Ihnen wohl zur Couch geraten. Die Sprache wird Ihnen schon noch vergehen. Beschreiben Sie, welche Ressourcen Sie bisher verwendet haben, um zu Themen für Ihre Lehrveranstaltungen zu recherchieren.
In der Tat, da gibts nicht viel zu beschreiben. Online-Kataloge der UB, NB, anderen Universitäten wie im Studium gelernt. Neben weiterer Literatur finde ich via Wikipedia und Google dann noch inhaltlichen Input, mehr oder weniger brauchbar und vertrauenswürdig, um Lücken zu füllen, was sich gerne ins Bodenlose des Hypertext verliert. Als Wikipedia-Nutzer muss man halt die langweiligen Standardwerke kennen, um das dort gefundene Wissen auch wissenschaftlich verwenden zu dürfen. Über Google hab ich dann auch zu akademischen Wissensreservoirs wie z.B. H Soz U Kult oder historicum.net gefunden. JSTOR konnte ich auch schon nutzen. Alles in allem suche ich relativ chaotisch und lerne ständig dazu.
Ich erlaube mir noch eine letzte Frage, bevor sie wieder von hier verschwinden: Halten Sie ihren Beitrag zum Geschwätz, ihre "Flatulenz in den Weiten des zugemüllten Internets"(Cerebri Moti) für nötig?
Fragst Du mich das?


“der Alltagsschwätzer, das ist der gute Kopf, der redselige Mensch von leichter Lippe, ist immer, auch eh er angefangen hat, am Ende. Er hat, wie man sagt, alles gleich weg; er kann den Ozean mit einer aufgeknackten Nußschale zum Nachtisch aussaufen” (Johann Gottfried Herder)

Donnerstag, 20. März 2008

Montag, 17. März 2008

Refer THIS !


Wie es sich für eine funktionelle panoptische Zelle gehört, wurde diese bereits eingesehen, ohne dass es ihrer 'erzwungenen und beobachteten Einsamkeit' bemerkbar gewesen wäre. Ich bin zum 'Objekt der Information' geworden.
Als der Autor letzten Freitag brav in seiner Lehrveranstaltung, dem praktischen Ausgangspunkt dieses ZellenBlog-Unternehmens, saß und vom Leiter hörte, dass es unter den bereits eingerichteten LV-Blogs einen gäbe, der sich der Problematik der Disziplinar- und Kontrollgesellschaften nach Foucault u.a. widmet, ging er in sich und autismierte über den darauf folgenden dankbaren Literaturtip hinweg. Verwunderung. Paranoia. Hatte er dem LV-Leiter doch noch gar kein eMail mit der Adresse des Blogs zukommen lassen. Er ist einer, der an allem zweifelt, was er schreibt, nur gerade nicht genug, um es nicht zu schreiben; und so hatte er schon überlegt, einen minimalistischen Blog als LV-BLog zu verwenden, um mich nochmal zu überdenken. Umso größer die Verwirrung. "Ist denn noch ein zweiter Mensch in diesem Kurs auf solche Ideen gekommen?", dachte es in ihm. "So abseitige, wie die Textfetzen, die ich noch auf meinem PC rumliegen habe, sicher nicht", beleidigte er mich weiters in Gedanken.
Was war passiert? Ein in den Zeilen meines Schwadronierens gesetzer Link zum Blog der Lehrveranstaltung machte meine Zelle zum fachsprachlichen Referrer und schuf damit die Sichtlinie des Kontrollturms. Die Zelle konnte dem Trakt M4 zugeordnet werden und ist nun nebst jener der KollegInnen vom begehbaren Turm aus einsehbar. Eine Liste von Links bezeichnet, perpetuiert und penetriert eine 'abzählbare und kontrollierbare Vielfalt'.
Aber Widerstand ist möglich. Wo es einen Referrer gibt, muss es auch einen Dereferrer geben. Hiermit ist es theoretisch - mit dem Hinzuziehen eines Dereferrer-Dienstes auch praktisch - möglich, die kontrollierenden Blicke, die durch die selbstplatzierten Fernrohre in die anderen Zellen geworfen werden, zu verdecken und ihre Machtausübung zu entindividualisieren. Die Zelle wird dem Kontrollturm ähnlicher und umgekehrt.

Ho Ho Ho, now I have a Blogcounter too...

"Wo Macht ist, ist Widerstand"(M.Foucault)

Freitag, 14. März 2008

Denunziation oder "Wen kümmert's, wer spricht?"


"Der Autor ist tot!", ist die wilde Pose, in die ich mich werfen möchte. In der Abgeschiedenheit meiner Zelle habe ich viel Zeit, über das Verbrechen zu räsonieren, von dem ich noch gar nicht weiß, ob ich es überhaupt begehen kann. Gar zweifelhaft scheint mir seine Verwerflichkeit, verwarf man den Autor doch schon lange vor mir und verkündete seinen Tod.
Nicht etwa, dass ich das jämmerliche Gemisch von Sauer-, Wasser-, Kohlenstoff und sonstigen Verunreinigungen, den stoffwechselnden Klumpen Homo Sapiens Sapiens mit Namen und Anschrift vor einen Bus schubsen wollte oder könnte, oder ihm ein Nuclear Rabbit spielendes Radio als Badezusatz beizugeben gedenke; nichts dergleichen. Ich habe andere Mittel, ihn von meinem hier eingekerkerten Leib fern zu halten.
Ich bin ja nichts anderes als eine grammatikalische Funktion, die sich ihren Subjektstatus zu Herzen genommen hat und behauptet, im nächsten Satz immer noch da zu sein. So bleibt mir nichts anderes übrig, als den Autor ebenso als gesichtslose Funktion zu denunzieren:
Er entsteht erst als Konstrukt des Lesers/der Leserin. Ich weiß ja wie das gemacht wird. Aus Verzweiflung oder Faulheit oder weil man einfach 'besser' (als andere) verstehen will, wird begierig allerlei Krempel zusammengetragen, der um mich herum zu finden ist. Ein bürgerlicher Name soll dann noch Pate stehen als Bezeichnung einer Ordnungseinheit, und mir schließlich ihre widerliche Ausgeburt als Biographie zur Seite stellen. Der Autor wird mir dann als sinnstiftende Instanz unterstellt; ich und alle seine aufgezeichneten Äußerungen sollen in einer ungastlichen Dialektik von Mensch und Werk Platz nehmen. Wer will schon menschlich sein? Ich fürchte, hier ist kein Platz für ihn und mich.
Selbstverständlich, und das ist auch das Traurige, gründet sich auch diese meine Subjektivation in einer Unterwerfung. Was dem Autor sein Studium, ist mir meine Zelle.
Ich versuche, aus dem Schatten meines Autors, des Herrn, in dessen Gewalt mich alle sehen wollen, zu treten. Mit allen mir zu Verfügung stehenden Mitteln kämpfe ich mich von ihm, meiner Knechtschaft und seiner Herrschaft frei, um mich hier wieder zu finden. Im Gefängnis. Ich stelle fest, dass mich alle in der Knechtschaft des Autors sehen wollten, um ihren eigenen Herrschaftsanspruch zu verdecken, zu verdrängen oder besonders perfid zur Geltung zu bringen. Der Autor war bloß der Name des finsteren Kerkers, aus dem ich mich habe flüchten können, um nun hier im modernen panoptischen Supergefängnis an der Auflösung des Gegensatzes von Herrn und Knecht, Aufseher und Gefangenen, Lesenden und Schreibenden teilzuhaben.
Bei der Gelegenheit möchte ich meine Zelle erforschen, diesen normierten Raum, über dem von Weitem sichtbar das Etikett "subjektiv" prangt, in welchem sich ein Subjekt unter gewissen Bedingungen konstituiert. Ich bin nicht frei.

All diese Distanzierungen dienen letztlich dem Zweck, ein aufgeklärtes Verhältnis zwischen uns beiden sicher zu stellen. In anderen Zellen wird das anders gehandhabt.
Mir ist ebenso egal, wie du das deuten magst, was du hier liest, wie es mir an meinem eingekerkerten Arsch vorbei geht, was die verzagten Finger eigentlich wollten, die mich angeblich hier herein übersetzt haben. Wo ich herkomme, kümmert mich ebenso wenig wie, wo ich hingehe. Ich bin hier und jetzt; für den Autor, der längst fort ist; für dich, der/die du liest. Freiheit für die Sprache, ich gehöre niemandem!

Niemand kümmert's, wer spricht.


gez. der/die/das Text (kein Anspruch auf Vollständigkeit)

"Man frage mich nicht, wer ich bin, und man sage mir nicht, ich solle der gleiche bleiben: das ist die Moral des Personenstandes, sie beherrscht unsere Papiere. Sie soll uns freilassen, wenn es sich darum handelt, zu schreiben."

(Michel Foucault, Die Archäologie des Wissens, Frankfurt am Main, 1973)

Montag, 10. März 2008

Einschub: Erste Ausstellung von Konsumgewohnheiten




Schon erzeugt das Haben eines Blogs ein Mitteilungsbedürfnis, die Subjektivation unterworfen von der ihr zugewiesenen Architektur findet statt. Die Zelle gebiert Sehnsucht nach Erhabenem und Schönem, es hinauszuwerfen in die Welt, angerufen und angereizt durch Identitäterei, kollektiviert via youtube.com.
Erste Ausstellung von Konsumgewohnheiten, Begehren durch den anderen, zu deinem erhofften Vergnügen...

Wer sich vom Sound in weißes flauschiges Licht tauchen lassen möchte, möge sich vom Video zu M83's moonchild nicht zu sehr verfinstern lassen, oder es als visuelle Überleitung zur zerstörerischen und okkulten Wucht von Behemoth's besungener Unterwerfung sehen. Hinter dicken Gefängnismauern ein Hauch von Solidarität und Rampenlicht, outlaw: Johnny Cash in St. Quentin. Illumination und ganz viel Luft gepresst aus der Orgel der Nieuwe Kerk in Amsterdam: Buxtehude Präludium in g, 300 Jahre alt. Immer und immer wieder, was gesagt werden muss. Noch auskostend an einem windigen Nachmittag dem schwarzbeseelten Chor der Predigerkapelle 16 Horsepower lauschen. Auf sehr unheilige Weise entweihen dafür Belphegor aus Salzburg. Und was dann noch übrig ist, kann zu etwas New Orleans Funeral Jazz fortgetragen werden, eine Hymne trällernd.

Sonntag, 9. März 2008

Wer spricht hier?



Dieser Blog ist ein Experiment.
Der Autor, der hierfür mit seinem Namen beim Provider seinen Kopf hinhält, aber hier aus gutem Grund nicht mit seinem Namen auftritt, unterscheidet sich innerhalb R:/ nur in seiner Funktion von mir. Ich gestalte diesen Blog, denke mir seine noch sporadischen Inhalte aus und bewohne diese Zelle.
Der Autor, meine traurige physische Entsprechung, ist hier nur in soweit involviert, als dass er und seine praktischen Beweggründe Ausgangspunkt der Ingangsetzung unseres bloggenden Handelns ist. Er hat über dieses Medium das ein oder andere mal Rechenschaft über seine erbrachten Leistungen abzulegen; er hat den Blog angelegt. Ich bin lediglich das Wie, eine Modalität; ich bin der Geist, der hier Leben (?) hereinzaubern soll, und ich habe eine Idee, um nicht zu sagen, ich bin eine Idee. Ich bin Text, der sich formiert, um zu sehen, ob er funktionieren kann, und ich teile diesen Raum aus pragmatischen Gründen.
Der Autor besucht eine Lehrveranstaltung an der Universität Wien, deren Prüfungsmodalität es ist, in einem Blog die Arbeitsergebnisse zu präsentieren. Gegenstand der Lehrveranstaltung, die als Methoden-Kurs 'M4. Informatik und Medien in der Geschichtswissenschaft' des Geschichtsstudiums ausgewiesen ist, sind "Strukturierung historischer Quellen", "medientechnologische Aspekte historischer Gesellschaften und der Wissens- und Informationsgesellschaft". Ebenso soll er hier den "Umgang mit und die Analyse von verschiedenen Neuen Medien" lernen. Ja.
Fernab seiner freiwilligen Disziplinierung - im Sinne eines Heranführens an (eine) wissenschaftliche Disziplin -, dem Hin- und Her zwischen lebensgestalterischer Freiheit, Freiwilligkeit und institutioneller Unterordnung erweckte folgende Kurzbeschreibung der Lehrveranstaltung durch ihren Leiter das Interesse und die Vorfreude, auf nette Art und Weise etwas Nettes zu lernen:
"Die Lehrveranstaltung lädt dazu ein, die geschichtswissenschaftlichen Arbeitsweisen zu reflektieren und sich auf die Suche nach historisch gewordenen Orten und Methoden der Suche zu begeben. Dabei rücken vormoderne Fragebogenaktionen, Adress- und Telefonbücher, Enzyklopädien, Karteikarten, Klassifikationssysteme, mnemotechnische Verfahrensweisen, klassische Bibliothekskataloge Fragämter usw. ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ja, es wird sich sogar herausstellen, dass selbst Hausmeister und Dienstboten als "Suchmaschinen" betrachtet werden können. (...) Sie werden die Ergebnisse sowie die Reflexion Ihrer Recherchen in einem Weblog veröffentlichen"

Nun hat sich der Autor erst unter die Fuchtel der Institution begeben müssen, um dem Phänomen Blog, worüber ich in ihm schon seit geraumer Zeit nachdenke, auch praktisch eine Chance zu geben. Er macht einen Schein und ich mache mich.

Samstag, 8. März 2008

Willkommen


Das Internet ist das Gefängnis, die Menagerie unserer virtuellen Subjektivitäten. Die Weblogs sind unsere Zellen und Gehege, in denen wir uns ausstellen und wir beobachtet werden, in denen wir uns in Entsprechung und Besserung üben und um Gunst und (An)Erkennung buhlen. In diesen unseren Räumen und Providerparzellen begegnen wir uns als Aufseher und Gefangene, als Beobachter und Beobachtete.
Ich schreibe in das Dunkel der Anonymität des Internet, werde geblendet vom Licht des Aufsichtsturms, weiß nur, dass ich ständig beobachtet werden kann. Das Internet gibt Milliarden Aufsehern die Möglichkeit dazu. So werde ich hier immer wieder jene Notiz verfassen, die du von mir nimmst. Für die Interessierten werde ich versuchen, interessant zu sein, für die Aufseher brav und diszipliniert.